Beschreibung
Müssen Sie bei dieser Wortreihe googeln, um rauszufinden, um was es geht? Dann gehören Sie in unseren Breitengraden ganz sicher zur Mehrheit! Des Rätsels Lösung: Es geht um Gamelan-Musik.
Die Gamelan-Musik Indonesiens zeichnet sich nicht nur durch ein spezielles und reichhaltiges Instrumentarium aus, sondern auch durch ein auf 5- oder 7-tönigen Skalen (Slendro, Pélog) basierendes Tonmaterial, das für wohltemperierte westliche Ohren zuerst einmal ziemlich falsch klingt. Doch dieser Andersartigkeit, die sich auch auf Form und Rhythmik der Musik erstreckt, wohnt zugleich eine kaum in Worte zu fassende Anziehungskraft für besonders neugierige Ohren inne (ihr sind bisher u.a. Claude Debussy und Steve Reich erlegen).
Dieser Anziehungskraft haben wir auch das Quintett Bubaran zu verdanken, mit dem der Posaunist Andreas Tschopp Einflüsse aus der Gamelan-Musik auf stimmige Weise in einen Jazz-Kontext integriert. Dabei geht es ihm nicht um quasi-ethnologische Korrektheit. Er sagt: «Was mich in erster Linie interessiert, sind die metallische Klanglichkeit und die ungewöhnlichen Stimmungsarten. Die Gamelan-Musik ist unfassbar reich, da kann ich gar nicht alles erfassen. Das Material muss spielbar sein und man muss damit improvisieren können. Schliesslich ist Bubaran eine Jazzband.»
Tatsächlich zählen die Posaunisten Tschopp und Bernhard Bamert, der Trompeter Matthias Spillmann, der Gitarrist Ronny Graupe und der Schlagzeuger Lionel Friedli zu den Meistern ihres Fachs, die auch mit komplexen Vorgaben äusserst spielerisch umzugehen vermögen. Zu diesen Vorgaben gehört bei Bubaran auch der Umgang mit Vierteltönen, also mit einer präzisen Form von Mikrotonalität, die die Entwicklung des zeitgenössischen Jazz in den letzten Jahren massgeblich mitgeprägt hat (man denke u.a. an Root 70, Steve Lehman, Mats-Up und Lauer Large).
Zwischen der Einspielung des ersten und des zweiten Bubaran-Albums hat Tschopp im Herbst 2018 einen Monat in Indonesischen Gefilden verbracht und dabei auch Inspirationen für neue Stücke gesammelt, wie man im CD-Booklet nachlesen kann (zum Komponieren verwendet er eine Computertastatur, bei der man jeden Ton nach Wunsch stimmen kann). In Yogyakarta auf der Insel Java hat er sich zu einem Gamelan-Lehrer durchgefragt, bei dem er dann vier Tage Unterricht genoss. «Der Unterricht besteht aus Vorspielen und Nachspielen. Im Laufe der Ausbildung lernt man das Repertoire auswendig.»
Die Musik von Bubaran ist ein besonderes Hörerlebnis. Man taucht in eine enorm faszinierende und facettenreiche Klangwelt ein, irisierende Blechbläserpassagen wechseln ab mit expressiven improvisatorischen Eruptionen, virtuoses Gitarrengeschlängel windet sich um krumme Grooves, mal bleibt die Zeit fast stehen, mal geht alles extrem schnell … Die Musik von Bubaran ist ein fantasievoller Brückenschlag zwischen zwei Welten.
Tracks:
Tumbuk 00:08:04
Tirta Sari 00:07:12
Slendro 00:07:24
Delem Tari 00:06:50
Gambuh 00:03:44
Kecak 00:06:13
Kotekan 00:05:38
Twobaran 00:07:22